Regulation ganz konkret - Wie du in deinem Toleranzfenster bleibst

Shownotes

**Den Worten 'Nervensystem' und 'Regulation' kann man aktuell gar nicht ausweichen. Sie sind so komplex, wie wir es nun einmal sind - die Tools hingegen wirken oft so simpel. Wie passt das zusammen? **

In dieser Folge zeige ich dir

  • ein ganz verständliches Modell, das "Window of tolerance" nach Dr. Dan Siegel, das Regulation erklärt
  • was Hochspannung und Unterspannung sind & warum du dich in ihnen nicht kontrollieren kannst
  • was sich hinter Dissoziation verbirgt
  • was dir helfen kann, deine Stressresilienz auszubauen
  • konkrete Skills

**Du willst tiefer einsteigen? **

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Schön, dass du bist. Ann-Christin

Transkript anzeigen

00:00:00: Regulation des Nervensystems ist eine Formulierung, die fast schon zur Worthülse verkommt, so oft wie die einem gerade überall begegnet.

00:00:10: und du hast dich vielleicht schon öfter gefragt, was genau bedeutet das und warum werden so oft so einfach wirkende Dinge empfohlen?

00:00:20: die letztendlich gar nicht einfach sind umzusetzen, aber die mega einfach klingen.

00:00:26: Was genau soll das bringen?

00:00:27: Was genau bedeutet Regulation?

00:00:30: Abseits von den super komplizierten Wissen und auch biologischen Wissen rund um das Nervensystem.

00:00:38: Das erfährst du heute in der Folge.

00:00:41: Schön, dass du eingeschaltet hast.

00:01:01: Hey, du hörst Burnout, wagemutig zwischen Kraft und Krise.

00:01:05: Mein Name ist Angristin und hier beleucht ich Burnout von allen Seiten, persönlich, systemisch und strukturell, damit du dich schützen und rechtzeitig gegenwirken kannst, Betroffene besser verstehst oder nachhaltig aus der Krise gelangst.

00:01:21: So oder so, du bist nicht allein.

00:01:23: Atme durch, wir starten!

00:01:26: Hi!

00:01:28: Ich habe mir gedacht, heute ist es mal Zeit, ein bisschen in das Thema Regulation rein zu starten, ohne dieses komplizierte, was da irgendwie alles hintersteckt im Nervensystem.

00:01:38: Wenn dich das interessiert, gibt es da ja auch schon mindestens eine ganze lange Folge von mir zu.

00:01:46: Weiß nicht, die vierte oder die fünfte müsste das sein.

00:01:49: Dann schau mal da rein, wenn dich das interessiert.

00:01:52: Und genau, heute wollen wir dieses Thema mal runterbrechen und wirklich ganz ganz praktisch sichtbar machen.

00:02:02: Uns beginnen die Worte irgendwie immer mehr, zumindest in meiner Bubble, wenn ich irgendwie online unterwegs bin.

00:02:09: Und ja, das Thema ist super, super wichtig und ich habe auch in meiner früheren Arbeit extrem viel damit gearbeitet und deswegen stelle ich dir heute ein Konzept vor.

00:02:21: Das heißt, das Window of Tolerance, also das Toleranzfenster und das ist ein richtig gutes Bild, um so ein bisschen zu verstehen, warum An so vielen Stellen ja auch diese einfachen Tipps kommen wie Atmung, orientiere dich im Raum, la la la, sei bei dir.

00:02:40: Aber man die Frage hat, was soll das denn eigentlich bringen und wie soll das funktionieren und in welchen Situationen weiß ich eigentlich, was ich wann anwende.

00:02:50: Und mir hat dieses Konzept auch geholfen.

00:02:54: um an manchen Stellen, ja, mich auch besser zu verstehen und zu schnallen, was ist hier eigentlich gerade los mit mir?

00:03:01: Vielleicht kennst du die Situation zum Beispiel, klassisches Beispiel, du nach dem Aufstehen setzt du dich ins Auto und musst zu einem Termin oder musst zur Arbeit, hast da vielleicht einen Termin, hast keine Gleichzeit, musst zu einer gewissen Uhrzeit da sein und stehst im Stau.

00:03:20: Oder irgendjemand vor dir, manchmal muss es dir ja nicht mal der Stau sein, sondern irgendjemand vor dir, fährt einfach immer viel zu langsam.

00:03:30: Und dann hast du am besten noch hinter dir jemanden, der die ganze Zeit total drängelt und eng auffährt.

00:03:37: So.

00:03:37: Und... Dann kann es sein, dass du innerlich mehr als nur ein bisschen angespannt bist, sondern du merkst, dein Puls fängt an zu rasen.

00:03:46: Du kannst dich kaum mehr konzentrieren.

00:03:48: Du kannst irgendwie gar nicht bei dir bleiben, sondern gerät es so ein bisschen außerhalb dieser Situation.

00:03:56: Und das hat ein Fachbegriff, das nennt sich tatsächlich Hyperarousal oder Überspannung auf Deutsch.

00:04:03: Oder Hochspannung kann man es auch nennen.

00:04:06: Und dann gibt es die andere Situation, gucken wir uns den selben Tag an, du bist nach dem anstrengenden Tag zu Hause, hast eigentlich irgendwie auch schöne Sachen vorgehabt, die du noch machen wolltest, weißt eigentlich genau, was dir gut tut, aber du landest einfach nur auf dem Sofa oder auf dem Bett, fühlst dich komplett taub, willst dich verkriechen und obwohl du eigentlich verabredet warst, sagst du ab und hast einfach keine Kraft mehr und hängst da einfach rum.

00:04:35: Aber nicht auf diese gute entspannende Art, die dir was gibt, sondern komplett leer und taub.

00:04:41: Und das ist der Gegenpol, die Unterspannung oder Hyperarousal im Fachbegriff.

00:04:48: Und genau, ich stelle dir jetzt das Toleranzfenster vor, wo diese beiden Dinge vorkommen, und zwar außerhalb des Toleranzfensters.

00:04:57: Also du kannst dir vorstellen, es gibt dieses eine Fenster.

00:05:02: Das ist dein Toleranzfenster und das ist nach oben hin und nach unten hin abgegrenzt.

00:05:08: Da sind die Rahmen sozusagen.

00:05:10: Und in diesem Rahmen, stell dir das mal vor, vor deinem inneren Auge, lass es dreißig Zentimeter hoch sein.

00:05:20: Und in diesem Toleranzfenster bewegst du dich über den Tag.

00:05:25: Da bist du reguliert, da kannst du mit Emotionaler und körperlicher Erregungen mit dem Stress und den Herausforderungen, die dir gestellt werden, gut umgehen.

00:05:36: Da bist du handlungsfähig drin.

00:05:38: Da fühlst du dich mit dir verbunden, da bist du klar im Kopf und relativ ruhig.

00:05:42: An der Einstelle vielleicht mehr, an der anderen weniger.

00:05:46: Also du kannst dir vorstellen, du stehst morgens auf und steckst irgendwo in deinem Toleranzfenster, je nachdem, was du für ein Aufsteher bist, wie es dir morgens so geht, ob du Ja, genug Zeit eingeplant hast oder ob irgendwie morgen schon ganz viele Anforderungen an dich gestellt wird, wird das irgendwie unterschiedlich sein.

00:06:08: Genau, aber mal angenommen, du hast noch Zeit, irgendwie einen spannenden Tee zu trinken oder aus dem Fenster zu gucken oder du hast irgendeine Art von Morgenritual ganz in Ruhe, deine Zähne zu putzen, dann bist du da irgendwo in der Mitte oder weiter unten angesiedelt.

00:06:23: Und dann fängt es an, dass Kinder was von dir wollen oder jemand anderes oder du nicht mehr viel Zeit hast, um da zu sein, wo du irgendwie sein willst oder deine Aufgabe anzufangen, dann kannst du dir vorstellen, steckt die Kurve so ein bisschen an.

00:06:37: Mal angenommen, du hast dann irgendwie an dem Tag eine Prüfungssituation, schreibst eine Arbeit in der Schule, eine Klausur in der Hochschule oder musst einen Vortrag halten oder ein Meeting oder so.

00:06:49: oder die Kinder pünktlich wegbringen und die wollen sich aber heute sehr ungern anziehen, dann steigt diese Anspannung.

00:06:58: So lange die aber in diesem Rahmen ist, der oben und unten klar abgegrenzt ist, dann bleibst du Trotzdem bei dir, dann kannst du umgehen mit dem Stress, mit der Erregung und wenn es danach wieder absinkt, dann kannst du das verarbeiten und bleibst handlungsfähig.

00:07:20: Und dann gibt es aber Situationen, wo du über diese Grenzen gehst.

00:07:26: Und das ist das, was ich vorhin mit den Beispielen meinte.

00:07:29: Es gibt eine obere Grenze, eine untere Grenze.

00:07:31: Die Überregung, die Unterregung.

00:07:34: Und jeder von uns gerät manchmal in solche Zustände.

00:07:38: Das ist ein Stück weit auch total individuell und ich muss jetzt hier noch einmal eine Klammer aufmachen.

00:07:46: Warum ich dieses Konstrukt in meiner Arbeit oft verwendet habe ist, dass ich mit Menschen gearbeitet habe, die in extrem hochbelasteten bis traumatisierenden Situationen stecken.

00:08:02: Und wenn du jemand bist, der vielleicht in der Kindheit oder auch verkürzen, ist auch egal wann, aber eine traumatische oder eine potentiell traumatische Situation erlebt hast und mit Traumafolgereaktionen zu kämpfen hast, dann ist für dich dieses Bild nochmal vielleicht in einen etwas anderen Kontext zu setzen.

00:08:26: Das Bild ist trotzdem oder ja ist total stimmig, aber da gehen über und unter Spannung Auf jeden Fall weiter, als dass das irgendwie mit ein bisschen Überforderung zu tun hat.

00:08:42: So, das möchte ich einmal einordnen.

00:08:44: Also, da macht das Sinn, sich Unterstützung zu suchen, professionelle Unterstützung.

00:08:49: Wenn du das Gefühl hast, das sind Traumafolgereaktionen, mit denen du da zu tun hast.

00:08:54: Und die Dissoziation, die da entsteht, also, dass man wirklich getrennt ist von... dem Körper oder von der Situation als Schutzmechanismus hat nochmal eine andere Qualität, wie jemand, der sich in einer Stressreaktion fühlt.

00:09:12: Das heißt, da macht das Oft sind sich einfach mehr Zeit zu nehmen, einen ganz sicheren Raum zu suchen, wo man mit jemandem sortieren kann.

00:09:22: Was genau passiert da in mir?

00:09:24: Wie merke ich das rechtzeitig?

00:09:27: Was sind auch Trigger, die mich dahin bewegen?

00:09:30: Und was kann ich an Regulationsübungen mehr aneignen, die dir ganz persönlich helfen?

00:09:38: Also Dissoziation kann unterschiedliche Qualitäten haben.

00:09:41: Das will ich jetzt einmal.

00:09:43: Einklammern?

00:09:45: Genau und gleichzeitig sind wir alle davon betroffen und frühere Erfahrungen spielen bei uns allen eine Rolle, egal ob wir jetzt schon in potentiell traumatischen Situationen stecken oder auch nicht.

00:10:00: Genau, atmen dich vergessen, auch du nicht, bitte.

00:10:04: Genau, also du kannst dir vorstellen, dieses Wind of Tolerance hat seine Grenzen und du merkst die Überregung, wenn du plötzlich total ängstlich wirst, wenn du vielleicht Panik spürst, wenn du nur... Ja, total überwältigende Nervosität spürst oder auch Wut und merkt, ich kann meine Impulse gerade gar nicht mehr steuern.

00:10:27: Das erlebend glaube ich oft oder was ich oft gehört habe, wenn man Verantwortung hat für ein Kind und man selber ganz viele Anforderungen zum Beispiel zu bewältigen hat.

00:10:39: Und jetzt wirklich ein Termin, weil man muss jetzt zur Ärztin beispielsweise.

00:10:44: Und dieses Kind ist aber gerade mal angenommen, drei Jahre oder fünf Jahre sind ja auch total spannende Alter.

00:10:51: Und man kommt einfach nicht los und hat das Gefühl, da findet jetzt irgendwie vielleicht absichtliche Provokation statt.

00:10:57: Und obwohl du weißt, dass dem nicht so ist, musst du gerade ganz viele Dinge unter einen Hut bekommen.

00:11:04: Und du weißt, dass du eigentlich damit... Na liebevollen Art, mit einer verständnisvollen Art, mit einer bedürfnisorientierten Art und natürlich trotzdem einer klaren Art jetzt weiterkommst, aber du merkst, ich hab kein Zugriff mehr auf meine Ressourcen, ich hab das ausgeschöpft und ich... Knall jetzt!

00:11:22: So stell ich mir das vor oder so fühlt sich das für mich manchmal an.

00:11:26: Ich knall jetzt hier richtig raus aus meinem Toleranzfenster und reagiere so wie ich, wenn ich in meiner Kraft wäre, wenn ich bei mir wäre, wenn ich reguliert wäre, niemals reagieren würde.

00:11:38: Aber du kannst es dann, du hast das Gefühl, du kannst es gar nicht mehr richtig steuern.

00:11:42: Dann bist du in der Überregung.

00:11:45: Oder wenn du im Auto einen extrem Wutanfall bekommst, vielleicht selber anfängst zu drängeln, obwohl das eigentlich gar nicht deine Art ist, dann bist du mindestens an der äußeren Grenze.

00:11:56: Und das ist eben die Überspannung.

00:11:58: Dabei schaltet dein Körper in den Überlebensmodus, also in den sogenannten Notfallmodus.

00:12:06: Und da geht all das los, was zum Überlebenskampf bräuchte.

00:12:10: Arrenalin, Cortisol und andere Stressvermohne werden ausgeschüttet, die Herzfrequenz und der Blutdruck steigen, die Muskeln spannen sich an.

00:12:19: Und irgendwas in dir, und zwar dir, Mückdaller, bewertet die Situation.

00:12:24: als eine Art von Gefahr und du bist dann nicht mehr so ganz rational steuerbar.

00:12:31: Das verschwimmt manchmal.

00:12:33: Wenn wir uns jetzt vorstellen, du steckst in eine Meeting und dein Herz rast und du fühlst dich angespannt, dann kann sein, dass Kampf oder Fluchtmodus irgendwie losgehen und du hoch alarmiert bist und merkst, ich kann irgendwie auch nicht mehr klar denken.

00:12:48: Das ist der Mechanismus, weil Ein ganz, ganz alter Teil in dir sagt, wir müssen uns jetzt vorbereiten für den Kampf, in welcher Form auch immer.

00:12:59: Und dann wird quasi dein rationales Denken, der präfortale Cortex, wird so ein bisschen abgekoppelt, weil der zu langsam ist.

00:13:08: Den brauchst du aber ja eigentlich in unserer modernen Welt hauptsächlich, weil du abwächst, weil du ja... irgendwie konzentriert bist, weil du deine Optionen durchgehst, weil du auf Wissen zugreifen musst, was du eigentlich abliefern musst.

00:13:24: So, und ich möchte einfach, dass du alles, was ich sage, so ein bisschen in den Kontext setzt, je nach Situation, ist man vielleicht auch noch so ein bisschen dazwischen und findet wieder zurück.

00:13:35: Und es kann eben unterschiedliche Qualitäten haben.

00:13:39: Aber ja, es bleibt ein gutes Bild, um sich selber so ein bisschen einzusortieren.

00:13:45: Und zu merken, bin ich jetzt vielleicht an der oberen Grenze, merke ich, dass meine Anspannung total steigt.

00:13:52: Ich bin aber noch im Toleranzbereich und finde wieder runter.

00:13:57: Oder bin ich schon, ja, wenn du da raus bist, dann kannst du in dem Moment nicht bewusst steuern.

00:14:06: So, dann übernimmt einfach was in dir, was ja, was auch ganz abhängig ist von deinen frühen Erfahrungen, also man kann dann auch gar nicht steuern, bin nicht eher Typ, der dann wütend und angespannt wird oder bin ich eher Typ, der die einfriert.

00:14:26: und wo gar nichts mehr geht.

00:14:29: Das wünschen wir uns ja manchmal, dass wir das verändern könnten.

00:14:32: Da lässt sich vielleicht auch was verändern, aber nicht in der Situation.

00:14:37: So, genau.

00:14:38: Und bei der Unterregung kannst du dir vorstellen, geht dein Körper in den Freeze-Modus.

00:14:43: Da verlangsamen sich Atmungen und Herzschlag.

00:14:46: Die Muskeln werden nicht straffer, sondern die erschlafen eher.

00:14:50: Und da merkst du eher so ein Gefühl von Erschöpfung, Erstarung und emotionaler Taubheit.

00:14:57: Manche Menschen beschreiben das Gefühl auch so, wie ich fühle mich, als wäre ich irgendwie in Watte gepackt.

00:15:03: Und unter Dissoziation fällt auch, ich weiß nicht, ob du so eine Situation kennst, dass du manchmal am Ende, sagen wir mal, es war ein Vortrag und du kannst dich am Ende oder zwei Stunden später gar nicht mehr genau erinnern, was eigentlich alles gesagt wurde oder passiert ist.

00:15:24: Ja, also, dass dir irgendwie tatsächlich so auch Zeitschnipsel fehlen.

00:15:30: Das fällt alles unter Dissoziation und das heißt, du warst außerhalb deines Toleranzfensters.

00:15:36: Und Regulationsübungen sind Methoden, die dir helfen, dein Nervensystem zurück in dieses Wind of Tolerance zu bringen oder, perspektivisch im besten Fall, vielleicht auch dieses Fenster zu erweitern und dich da einfach drin zu halten.

00:15:55: Und auch, wenn du was erlebt hast, was dieses Fenster hat, schrumpfen lassen.

00:15:58: Also, dass das auch individuell wie flexibel dieses Fenster bei jedem von uns ist.

00:16:04: Und es kann phasen im Leben geben, da ist das ein bisschen kleiner.

00:16:07: Und gerade, wenn man wirklich Dinge erlebt hat, die sich als lebensbedrohlich anfühlen oder wirklich lebensbedrohlich waren, so ganz unterscheidet unser Gehirn ja manchmal nicht dazwischen.

00:16:19: Dann kann das auch schrumpfen und du bist weniger variabel.

00:16:24: So, dann gibt es aber Möglichkeiten, das wieder wachsen zu lassen.

00:16:29: Und wie genau du dich regulieren kannst, ist auch individuell.

00:16:33: Das ist das, was ich eingangs meinte.

00:16:35: In meiner Arbeit mit Betroffenen von sexualisierter Gewalt haben wir uns das immer ganz, ganz fundiert angeschaut.

00:16:41: Auch je nachdem, mit welchen Reaktionen du eher zu tun hast, ob du vielleicht sogar auch ... ja Panik, eine Panikstörung hast oder Panikattacken kennst, ob du viel mit Ängsten zu tun hast, ob du die Liste ist lang, dann macht das wirklich Sinn, sich professionelle Unterstützung zu suchen und ganz bei dir zu gucken, wo merk ich was, wann, wie kann ich das rechtzeitig merken, wie kündigt sich das eigentlich an?

00:17:12: und was habe ich dann für eine Toolliste oder Skillliste an der Hand?

00:17:18: Genau.

00:17:18: Aber es gibt so ein paar Go-Tos, die jede und jeder von uns mitnehmen kann.

00:17:22: Und die gucken wir uns heute an.

00:17:25: Ganz, ganz viele Dinge habe ich in verschiedensten Folgen auch benannt.

00:17:30: Und heute bringen wir das einfach nochmal zusammen, weil manchmal hilft eine Sache sowohl bei Hoch- als auch bei Unterspannung.

00:17:39: Aber es macht natürlich Sinn, da auch irgendwie ein bisschen zu unterscheiden, ne?

00:17:43: Weil wenn du oben bist und dich runterbringen willst, brauchst du manchmal was anderes, also wenn du unten bist und dich hochbringen musst in dein Toleranzfenster.

00:17:53: Genau, ich gebe einfach mal zwei Beispiele.

00:17:55: Also wenn du in der Hochspannung bist, dann kann das helfen.

00:18:00: Anspannung rauszulassen.

00:18:02: Wie z.B.

00:18:03: durch Tools wie progressive Muskelanspannung.

00:18:06: Und du kannst dann mal probieren, deinen ganzen Körper anzuspannen.

00:18:11: Und das kannst du auch machen, wenn du im Auto sitzt einigermaßen oder zumindest am Schreibtisch sitzt oder unterwegs.

00:18:18: Wir suchen ja auch immer nach Sachen, die man gut in den Alltag einbauen kann, ohne dass andere Menschen jetzt mitbekommen, was du da gerade machst.

00:18:26: Und das kann sein, du spannst vielleicht deinen ganzen Körper oder nur einen gewissen Körperteil an und konzentriert sich da wirklich voll und ganz drauf.

00:18:35: Also wir machen das jetzt mal zusammen.

00:18:37: Du kannst deine Hände zu feuchten ballen und wirklich deinen ganzen Körper, deine Arme anspannen, an den Körper, dein Bauch anspannen, deine Beine, dein Gesäß, deine Füße.

00:18:48: Spann alles an und weiter und weiter und halten und halten.

00:18:55: Oh, ich hoffe meine Stimme verändert sich jetzt nicht zu sehr.

00:18:57: Ich mache natürlich mit.

00:18:59: Und wenn es gar nicht mehr geht, kannst du mit einem Ausatmen loslassen.

00:19:04: Deine Hände öffnen, deine Arme hängen lassen und wirklich, dich aktiv darauf fokussieren, jetzt die angestraute Energie rauszulassen.

00:19:14: Das kann in so einem Moment helfen.

00:19:17: Und wenn du dich runterbringen willst, kann auch helfen, dich wirklich mit deiner Atmung zu verbinden und ganz, ganz tief wirklich zu gucken, dass der Atem auch bis in den Bauch kommt irgendwann und da zu verweilen.

00:19:33: Wenn du ganz unten bist und, weiss ich nicht, gar kein Zugriff mehr hast auf deine Ressourcen, dich taub fühlst, abgestumpft fühlst, dann kann das helfen, Spannung aufzubauen.

00:19:48: Weil dir fehlt ja die Spannung, du bist ja ganz erschlafft.

00:19:52: Dann kannst du so was machen wie den heißen Stuhl.

00:19:55: Kennst du vielleicht noch von früher aus dem Sportunterricht, dass du in die Hocke gehst und dich quasi an die Wand lehnst mit dem Oberkörper und so tust, als würdest du auf einem Stuhl sitzen, aber halt gar nicht auf dem Stuhl sitzt und deine Beine im neunzig Grad Winkel sind, wenn das körperlich möglich ist für dich.

00:20:12: Genau und das... Einfach mal hältst und so Spannung aufbaust in deinem Körper.

00:20:19: Oder aber die Hände reibst, du hörst das jetzt, wie früher, hat man als Kind auch öfter gemacht.

00:20:25: Jetzt würdest du so einen Lagerfeuer mit deinen Händen machen und dich darauf konzentrierst, richtig schnell zu machen, die Wärme zu spüren mit deinen Händen.

00:20:35: Und vielleicht magst du deine Hände danach sogar noch irgendwo auf eine Körperstelle legen, die gerade sagt, ich brauche jetzt Wärme.

00:20:41: Genau, das sind zwei, für jeden Bereich, zwei unterschiedliche Dinge.

00:20:46: Man kann auch mit Düften arbeiten, mit anderen körperlichen Reizen.

00:20:51: Also ich habe zum Beispiel ganz oft so eine Art Ring dabei, entweder einen, der so ein bisschen Reiz setzt an meinem Finger, weil der ein bisschen enger ist, oder aber... Es gibt auch so Ringe mit Kugeln, die man hin und her schieben kann, um sich irgendwie im Spüren zu bleiben.

00:21:14: Ja, da darf jeder und jeder von uns sich seine eigenen Tricks suchen und das ist was, was ich ja in der Ausbildung zur traumatzentrierten Fachberaterin enorm enorm gelernt habe und so als so hilfreich empfunden habe.

00:21:30: Auch für mich, dass ich einfach in meinem Alltag viel wacher durch die Gegend laufe, um zu gucken, wie bleibe ich reguliert.

00:21:37: und ich habe echt in den letzten zwei Jahren Ja, bin ich da sehr viel achtsamer für geworden, wann ich merke, oh, wann hier gewisse Prozesse in mir losgetreten werden und hab dann eben meine Tools um dagegenzuwirken.

00:21:53: Und das Ziel ist ja, das eine ist ja... Wenn man schon am Rand ist irgendwie dafür zu sorgen, dass man runterkommt.

00:22:03: Das andere ist eben dieser Part von, wie können wir denn unser Leben gestalten, dass wir vielleicht gar nicht so oft an die Ränder kommen oder ja sogar rausfallen in die Über- oder Unterspannung.

00:22:18: So, wie können wir dafür sorgen, dass unser Alltag so gebaut ist, dass er uns so gut tut, dass damit so vielen erfüllenden Sachen Und damit meine ich nicht nur, also meine ich die Mischung aus, Sachen, die deine Seele erfüllen, Sachen, die dich körperlich erfüllen, Sachen, die dich in Beziehung zu den Menschen, mit denen du so in Beziehung stehst, erfüllen.

00:22:43: Also, wie kann der Alltag so aussehen, dass sich dein Toleranzfenster erweitert und dass du irgendwie einfach weißt, Das ist natürlich dieses Gefühl von, ich stehe gerade da und ich weiß, egal was kommt, ich werde damit umgehen können.

00:23:00: Ich werde das regulieren können, ich werde das händeln können.

00:23:03: Das ist ja die andere Seite.

00:23:05: Also das eine ist, wenn man Alterskart, der viel zu überfordert oder auch unterfordert ist, der mit Menschen gespickt ist, die den nicht gut tun oder Situationen, in die du immer wieder kommst, aus welchen Gründen auch immer, dann Stößt irgendwann Regulation an ihre Grenzen.

00:23:24: Also man kann ja äußere Umstände nicht wegregulieren.

00:23:29: Die andere Seite ist aber eben eine gewisse Dinge können wir nicht verändern und Stress ist ja auch nicht an sich verschlecht.

00:23:38: Das habe ich auch schon öfter gesagt.

00:23:40: Aber der andere Part ist, wie kann ich mein Leben, wie kann ich da Räume schaffen?

00:23:45: oder mir auch Sachen wegnehmen, um mal Raum für nichts zu haben, weil Leute ganz ehrlich, hast du mal versucht, dich zwanzig Minuten einfach nur hinzulegen, ohne dich abzulenken.

00:23:55: Also, dass mal dein ganzes Nervensystem mit gar keinem Reiz konfrontiert ist.

00:24:02: Das ist sowas von enorm schwierig.

00:24:06: Ja, dass eben auch für solche Dinge Raum sind.

00:24:09: Und man sich da auch einfach ein bisschen besser kennenlernt und dass man Ja, so lernt, ey, wenn ich das und das mache, dann hat das auch einen Benefit für eine andere Situation, ohne dass ich jetzt gezielt nur Sachen mache, um auf der Arbeit besser performen zu können.

00:24:26: Ich hoffe, du kannst mir folgen.

00:24:27: Es gibt ganz, ganz viele Perspektiven da drauf.

00:24:31: Wichtig ist zu wissen, auch chronischer Stress kann dazu führen, dass dieses Fenster immer kleiner wird.

00:24:36: Und das erklärt, dass wenn du vielleicht weißt, ey, vor einem halben Jahr konnte ich mit gewissen Situationen noch easy peasy umgehen und jetzt merke ich irgendwie staut sich da was an und es wird immer schwieriger für mich das zu händeln.

00:24:50: Dann muss man Ventile finden.

00:24:53: Wenn man so immer weiter macht, dann wird es nur dazu führen, dass dein Fenster mal kleiner wird und du immer öfter dann natürlich auch schneller, weil wenn dein Fenster kleiner ist, die Kurven aber gleich groß brauchen, dann werden gleich groß sind, dann werden die halt irgendwann... andere Reaktionen hervorrufen, als es so war, als dein Fenster größer war.

00:25:14: Verstehst du?

00:25:15: Ich hoffe, dieses Bild kommt rüber.

00:25:17: Genau, sonst Google vielleicht auch noch mal Window of Tolerance und dann findest du auch irgendwie ganz, ganz viele Skizzen dazu.

00:25:25: So, mein Aufnahmegerät zeigt mir an, dass ich hier schon, eintausend fünfhundertneinzwanzig Sekunden zu Gang bin.

00:25:32: Danke, dass du... dir und mir diese Zeit gewidmet hast und vielleicht magst du ja mitnehmen, dass du dich gleich einfach mal zwanzig Minuten hinlegst und das alles sagen lässt, dass alle Gedanken okay sind, die kommen ohne diesen Zwang.

00:25:50: Ich muss jetzt hier irgendwie entspannen, sondern ja, du einfach mal mit dir bist und guckst, was kommt, das alles sagen lässt.

00:26:00: Und dann hoffe ich, dass du was mitnehmen konntest und wir uns nächste Woche wieder hören.

00:26:05: Bis dahin, mach's gut, schön, dass du bist.

00:26:08: Wir wissen alle, wie wichtig Wertschätzung für die eigene Arbeit ist und möchten ja einen Unterschied bewirken.

00:26:15: Du kannst meine Arbeit ganz leicht unterstützen, indem du eine Bewertung für die Show abgibst, auf Folgen oder auf die Glocke klickst.

00:26:23: Wenn du aus dieser Folge etwas mitnehmen konntest, dann speichere sie dir gerne ab oder leite sie an jemanden weiter.

00:26:30: Lass auch gern etwas von dir da.

00:26:33: Einen Kommentar oder eine Mail an info at wagemutig.de mit Rückmeldungen, Folgenwünschen oder auch Beratungsanliegen.

00:26:42: Du möchtest mehr von mir lesen?

00:26:44: Dann melde dich für mein Newsletter wagemutig im Wandel an.

00:26:48: Deine Rückmeldung hilft nicht nur mir und der Fortführung dieses Podcasts, sondern macht diesen Raum auch sichtbarer für andere, die sich gerade vielleicht sehr allein fühlen.

00:26:58: Danke, dass du hier bist und bis bald, wagemutig zwischen Kraft und Krise.

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